Über das Projekt

Kulturgut Posaunenchöre im Oberen Örtzetal - Glanz und Gloria 2024

Ein Grundstein für das Weltkultur-Erbe in Hermannsburg gelegt

Wussten Sie es schon? Die Posaunenchöre in Deutschland sind Weltkulturerbe.
Die UNESCO hat den besonderen Wert und Charakter der kirchlichen Posaunenchöre für das kulturelle und gesellschaftliche Leben gewürdigt und sie 2016 in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Die Posaunenchöre und ihre Besonderheit werden dabei wie folgt gewürdigt:

Ein Posaunenchor ist ein mehrstimmiges Laien-Blechbläserensemble, in dem alle Instrumente der Blechbläserfamilie zu finden sein können. Posaunenchöre unterscheiden sich von anderen Blechbläserensembles durch ihre variable Besetzung und ihren Schwerpunkt in der Pflege geistlichen Liedguts. Sie sind Markenzeichen der evangelischen Kirche, eine konfessionsübergreifende Mitwirkung ist jedoch möglich.
Posaunenchöre zeichnen sich durch ihre generationen-, geschlechter-, und milieuübergreifende Mitgliedschaft aus. In über 6500 Ensembles musizieren heute in Deutschland etwa 115.000 Menschen. 1764 wurde erstmals ein „Posaunenchor“ schriftlich erwähnt und entwickelte insbesondere im 19. Jahrhundert seine heutige Form. Posaunenchöre spielen vor allem in Gottesdiensten. Sie treten aber auch zu anderen Anlässen und an den unterschiedlichsten Orten auf: auf Waldlichtungen, in Krankenhäusern, Pflegeheimen, auf Straßen und Plätzen, in Gefängnissen, auf Friedhöfen oder in Stadien.

Regelmäßiges gemeinsames Proben und ein umfangreiches Weiterbildungsangebot in Seminaren, Schulungen und Freizeiten tragen zu einem starken Gemeinschaftsgefühl der Mitwirkenden bei. Ein überregionales Netzwerk wird durch Posaunentage auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene gefördert.
Ein zentrales Anliegen ist die Nachwuchspflege. Im Rahmen einer „Jungbläserausbildung“ können Interessierte jeden Alters ein Blechblasinstrument lernen und im Posaunenchor mitspielen. Die Mitwirkung erfolgt ehrenamtlich und auch die Ausbildung wird ehrenamtlich geleistet. Dabei werden in der Regel Instrumente und Noten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Wussten Sie auch schon? In Hermannsburg in der Südheide lag eine der Keimzellen für die Posaunenchorbewegung.
Im Jahr 2024 kann die Posaunenchorarbeit in Hermannsburg und der Region auf 175 Jahre kirchlicher Bläsermusik zurückblicken. Mit der Gründung des hiesigen Posaunenvereins durch Theodor Harms im Jahr 1849 wurde hier der Grundstein für die norddeutsche Posaunenchor-Arbeit gelegt. Denn der Beginn der hiesigen Posaunenchorarbeit hat eine Welle von weiteren Gründungen in der Region und ganz Niedersachsen nach sich gezogen.
Der Missionsgründer Louis Harms hatte seinen jüngeren Bruder Theodor als Lehrer und Hausvater gerufen, als er 1849 das Missionsseminar eröffnete. Dieser fand, dass die „Zöglinge“, also die Studenten, neben Studium und Arbeit auch eine die Gemeinschaft stärkende Beschäftigung brauchen. Gemeinsames Musizieren schien ihm dazu sehr geeignet und ihm kam die Idee, hierzu Blechblasinstrumente zu benutzen, was damals in der Kirche nicht üblich war. Es fanden sich einige Blechblasinstrumente, die sonst für Tanzkapellen benutzt worden waren und die Theodor Harms nun für seine Studierenden zur Begleitung der Kirchenlieder verwendete. Dieses war die Geburtsstunde der Posaunenchöre in Hermannsburg, von wo aus sich die Idee dann in der Umgebung rasch verbreitete.

Im kommenden Jahr wird somit seit 175 Jahren in Hermannsburg Kirchenmusik auch auf Blechblasinstrumenten gemacht. Zu diesem Jubiläum soll in Zusammenarbeit der drei lutherischen Kirchengemeinden in Hermannsburg und ihrer Posaunenchöre ein über das Jahr 2024 verteiltes Angebot verschiedener Konzerte, Veranstaltungen und Workshops realisiert werden, die Sie auf dieser Homepage finden.

Ziel des Vorhabens ist zum einen das besondere Jubiläum ins Bewusstsein zu bringen und zu vermitteln, was aus den kleinen regionalen Anfängen im Laufe der Zeit mit überregionaler Bedeutung gewachsen ist und somit die regionale Identität und Geschichte zu stärken. Durch die verschiedenen Konzertangebote wird das kulturelle Angebot in der ländlichen Region erweitert
Ein weiteres Ziel ist die Fort- und Ausbildung von Ehrenamtlichen, indem Workshops unter professioneller Leitung für die Bläserinnen und Bläser angeboten werden. Hierdurch wird auch konkret die Vernetzung in der -LEADER-Region gestärkt, weil Ehrenamtliche aus verschiedenen Chören zusammen musizieren.

Das Programm richtet sich dabei an verschiedene Zielgruppen:
Ein Teil der Veranstaltungen findet in Form von Workshops statt und hat als Zielgruppe die aktiven Bläserinnen und Bläser der beteiligten Gemeinden bzw. interessierten Bläserinnen und Bläser aus anderen Chören der Region und niedersachsenweit. Dabei wird es auch eine Veranstaltung zur Nachwuchsförderung geben, die besonders auf jüngere Menschen ausgelegt ist.
Die verschiedenen Konzertformate richten sich als öffentliche Angebote an alle musik- und kulturinteressierten Menschen, wobei es sowohl niedrigschwellige Angebote gibt (z.B. Advents- und Weihnachtslieder) als auch Beiträge auf hohem künstlerischen Niveau.
Die meisten Teilnehmenden werden aus der Region stammen. Aber über die historischen Verbindungen des Ev. luth. Missionswerk (ELM) wird es auch internationale Begegnungen und Beteiligungen geben. Durch die „Hermannsburger Mission“ wurden seit Mitte des 19 Jhdt. Missionare insbesondere nach Südafrika entsandt. Diese wurden in ihrer Ausbildung auch im Spielen von Blechblasinstrumenten zur kirchlichen Liedbegleitung unterwiesen und nahmen die Idee der Posaunenchöre mit. So entstanden auch in anderen Weltregionen Posaunenchöre, die bis heute miteinander vernetzt sind. In diesem Zusammenhang wird auch im Mai 2024 die Begegnung mit einer Bläsergruppe aus Südafrika geplant.
Ganz besonders fügt es sich, dass im August 2024 in Hermannsburg /Deutschland das Festwochenende zum 175 jährige Jubiläum begangen wird und in Hermannsburg/Südafrika an dem gleichen Wochenende das 100 jährige Jubiläum gefeiert wird.
 Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Musik die Grenzen überwindet.